Freitag, 9. März 2007

Niedriglohnsektor, Mindestlöhne

Es wird von Seiten der Politik und Wirtschaft im Moment sehr intensiv über die Einführung von Mindestlöhnen geredet und immer gern vom Niedriglohnsektor gesprochen, der ausgebaut werden soll um mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Es wird gern so dargestellt, als ob dieser Niedriglohnsektor für Menschen ohne oder mit sehr geringer Qualifikation ist, ohne abgeschlossene Schulbildung, ohne Berufsausbildung... Hilfsarbeiter nannte man die früher. Natürlich sollen und müssen diese Menschen auch eine Chance haben, eine Arbeit zu finden, von der sie leben können.

Aber wer weiß schon genau, was Niedriglohnsektor ist? Wie niedrig ist der Stundenlohn im Niedriglohnsektor? 1 €? 4 €?

Was sind Prekärlöhne? Was sind Armutslöhne?

Hier mal ein paar Definitionen, Fakten und Zahlen:

Niedriglohn bedeutet weniger als 75% des Durchschnittseinkommens

Prekärlohn bedeutet über der Armutsgrenze und deutlich unter Durchschnitt (50%-75% des Durchschnittseinkommens)

Armutsgrenze bedeutet weniger als 50% des Durchschnittseinkommens (nach EU-Definition unter 60% des Durchschnitts)

Der durchschnittliche Bruttolohn für Arbeiter und Angestellte 2005: (Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/finanzen-versicherung/finanzen/ http://www.destatis.de/d_home.htm )

Ein Arbeitnehmer mit einem Vollzeitjob hat 2005 in Deutschland brutto durchschnittlich 40.642 Euro verdient. In Westdeutschland 41943€ und in Ostdeutschland 29795€.

Auf Grund dieser offiziellen Zahlen ergibt sich folgendes:
Im Niedriglohnsektor arbeit man für weniger als 30481,50 € brutto oder 2540,13 € monatlich.
Prekärlohn bezieht man bei 1693,42 € bis 2540,13 € brutto monatlich.
Unter der Armutsgrenze ist man bei weniger als 1693,42 € brutto monatlich.

Das bezieht sich natürlich auf den gesamtdeutschen Durchschnitt. Wenn man jetzt sich ansieht, daß der Durchschnitt in Ostdeutschland ohnehin nur bei 71% vom West-Durchschnitt oder 73,3% vom gesamtdeutschen Durchschnitt liegt, kommt man zu dem Schluß,

daß der Durchschnittslohn in Ostdeutschland schon im Niedriglohnbereich liegt!

Natürlich gibt es immer Abweichungen nach oben und nach unten. Darum heißt es ja auch Durchschnitt!

Nun kann ja jeder mit seinem Lohnschein vergleichen, ob er über oder unter dem Niedriglohnbereich liegt. Viele werden da sicher staunen... Auch Leute, die 10 Jahre die Schule besucht haben und auch abgeschlossen haben oder sogar Abitur gemacht, abgeschlossener Berufsausbildung und schon mehrjähriger Berufserfahrung als Facharbeiter sind unter Umständen im Niedriglohnsektor beschäftigt. Wer hätte das gedacht...?

Viel Spaß beim Vergleichen!

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